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Pragmatisch orientierte Texte - Didaktische Grundlegung

 

In keinem anderen Bereich, bei keinem anderen Unterrichtsgegenstand steht der Deutschunterricht so nah an der außerschulischen Wirklichkeit wie bei der Behandlung der hier angesprochenen Textarten und Schreibhaltungen. Man kann sogar so weit gehen, dass man sagt, die außerschulische Wirklichkeit wird hier unmittelbar zum Gegenstand des DU, zumindest soweit, wie sie in irgendeiner Art und Weise mit Sprache bzw. mit sprachlichen "Destillaten", also Texten, zu tun hat. Wenn wir die hier zu verhandelnden Textarten genauer bestimmen wollen, sollten wir uns zunächst an den Typisierungsversuch erinnern und von dem entsprechenden Schreibhaltungs- bzw. Kommunikationstyp ausgehen. Dort hatten wir festgestellt: Charakteristisch für diesen Typ ist die Tatsache, dass die Redegegenstände im Mittelpunkt des Kommunikationsprozesses stehen, d.h. also, Vorgänge, Handgriffe, Gegenstände, Abläufe, Zustände, Zusammenhänge usw. stehen im Mittelpunkt des sprachlichen Verhandelns. Diese Redegegenstände, so wurde weiterhin festgestellt, existieren auch ohne die jeweiligen Texte, in denen sie thematisiert werden, m.a.W.: die jeweiligen Texte müssen sich an ihren Redegegenständen orientieren, gleichzeitig aber spielt die Kommunikationsabsicht sowie die Kompetenz der beteiligten Kommunikationspartner eine wichtige Rolle bei der Konstitution der Texte. Entsprechend der zentralen Stellung, die der jeweils zu verhandelnde Sachbereich, Sachgegenstand, Sachzusammenhang innehat, sind die didaktischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten abzuleiten, aber auch die unterrichtsmethodischen Konsequenzen, die sich aus dieser Stellung ergeben, müssen beachtet werden, soll nicht der Text seinen Zweck verfehlen bzw. sach- und damit "wirklichkeits"fremd werden. Damit lassen sich einige Grundsätze "zur Sache" formulieren:

1  Da es um die Herstellung von Texten geht, deren Redegegenstände auch ohne die Texte existieren, sind die Texte selbst eher als "Hilfsmittel" zu verstehen,  die es dem Leser erlauben, einen ins Auge gefassten Vorgang sachgerecht nachzuvollziehen, einen Ablauf kennen zu lernen und zu durchschauen, einen Gegenstand, ohne ihn selbst präsent zu haben, sich vorstellen zu können, Zusammenhänge und Abläufe nachvollziehen zu können. Im Mittelpunkt des Interesses von Schreiber und Leser steht nicht der Text sondern die "Sache".

2  Für den Unterricht ergibt sich daraus eine grundlegende Konsequenz: Das im Text Darzustellende ist zumindest mittelbar ebenfalls Unterrichtsgegenstand und muss, wenn irgend möglich, sei es direkt, sei es medial, im Unterricht präsentiert werden.

3  Leitkriterium für die Herstellung eines solchen Textes ist die "Zweckmäßigkeit". M.a.W.: ein Text ist dann gelungen, wenn der in ihm dargestellte Vorgang, bzw. Sachzusammenhang vom Leser des Textes korrekt nachvollzogen, durchschaut, erkannt werden kann.

4  Das hat eine erste Konsequenz: Der herzustellende Text muss seinem Gegenstand möglichst nahe kommen, und das erfordert

- genaue Beobachtung und

- Verfügen über sprachliche Strategien, die eine eindeutige und sachgerechte Darstellung erlauben. Hier ist sowohl die Wortwahl als auch die Syntax betroffen.

5  Eine zweite Konsequenz ergibt sich, insofern der Text sich an einen konkreten Leser richtet, der den Vorgang erkennen, nachvollziehen usw. soll. Seine bisherigen Kenntnisse hinsichtlich des in Frage stehenden Sachverhalts müssen ebenso eingeschätzt werden wie seine sprachlichen Fähigkeiten (etwa: Kenntnisse einer Fachterminologie usw.). Aber auch im Text selbst müssen diese Aspekte angemessen berücksichtigt werden.

 

Es wurde schon gesagt, dass im hier zu verhandelnden Bereich  wie in kaum einem anderen Bereich die außerschulische Wirklichkeit zu beachten ist. Deshalb muss zunächst einmal diese Wirklichkeit abgesucht werden nach Kommunikationssituationen, nach Texten, nach Schreibhaltungen, die hier in Frage kommen. Es müssen dann entsprechende Gruppierungen und Differenzierungen vorgenommen werden. Ich möchte vorschlagen, gewissermaßen eine "gemischte Kategorisierung" vorzunehmen und zunächst einmal nach grundlegenden Schreibhaltungen zu  gliedern, dann können wir von "Anleiten", "Berichten", "Beschreiben" sprechen, wobei die Zusammenhänge zur Wirklichkeit jeweils gewahrt werden durch die grundlegenden Voraussetzungen, die jeweils bezogen auf Wirklichkeit zu beachten sind: genaues Beobachten, Erkennen von Zusammenhängen, Durchschauen von zeitlichen Abläufen. Nicht erfasst werden hier vorläufig die Bereiche des Aufforderns, des Erörterns, des Erklärens und Erläuterns.

 

Ein Teil der eben genannten Voraussetzungen gehören in den Bereich, den ich "Zivilisationstechniken" nennen möchte. Damit meine ich solche Techniken, die es uns erlauben, in der Zivilisation -und das heißt auch in einer hoch technisierten und in annähernd allen Bereichen verwalteten Umgebung zurechtzukommen und zwar zunächst einmal, wenn man so sagen darf, als "Objekt", auf das sich die Zivilisation ausrichtet, dem die Verwaltung, die Technik usw. gelten, dann aber, und das betrifft das Gymnasium in besonderer Weise, insofern hier Menschen ausgebildet werden, die auch als Subjekte, die Verwaltung organisieren, die Technik weiterentwickeln und für sie Verantwortung zu übernehmen haben.

So werden erste sachorientierte Zielsetzungen formulierbar:

1  Die Schüler sollen lernen, wie man andere zu bestimmten Tätigkeiten anleitet.

2  Die Schüler sollen komplexe Zusammenhänge durchschauen und darstellen lernen.

3  Die Schüler sollen lernen, Abläufe genau und differenziert zu beobachten und darzustellen.

 

Die nun genannten Ziele haben zunächst einmal nur mittelbar etwas mit Deutschunterricht zu tun. Interessant für den DU werden sie erst in dem Augenblick, wo wir grundlegende Überlegungen ins Spiel bringen zum Zusammenhang zwischen sprachlicher Kompetenz und Erkennen bzw. Durchschauen. Dann werden erste fachspezifische Ziele formulierbar:

1  Die Schüler erwerben die sprachliche Kompetenz, die notwendig ist, komplexe Vorgänge zu durchschauen und sprachlich darzustellen.

2  Die Schüler erwerben die sprachliche Kompetenz, die notwendig ist für ein exaktes und differenziertes Darstellen von Gegenständen und Zusammenhängen.

 

Haben wir bisher zunächst einmal einen Sachbereich ausgemacht, der als Zielfeld in Frage kam , und damit zusammenhängend ein den sprachlichen Bereich betreffendes Zielfeld abgegrenzt, so können wir nun noch ein drittes Feld beschreiben, das zu den heute notwendigen Zivilisationstechniken gehört, das aber andererseits schon von seinen Gegenständen her unmittelbar die Sache selbst tangiert: Es ist dies das Feld der Informationsvermittlung im weiteren Sinne. Gemeint sind damit zum einen die Bereiche des Festhaltens von Verhandlungen und Ergebnissen, sprich der Bereich des Protokolls, zum anderen auch das Feld der Informationsvermittlung im engeren Sinne, also der Bereich der mit den Schlagwörtern "Nachricht", "Bericht" usw. angesprochen wird.

Hier werden Ziele aktuell wie z.B.:

1  Die Schüler lernen, Verläufe und Ergebnisse von Verhandlungen in ihren wesentlichen Zügen juristisch einwandfrei festzuhalten.

2  Die Schüler lernen, über ein Ereignis sach- und mediengerecht zu berichten.

 

Für annähernd alle Bereiche gelten gewisse Grundregeln, sind gewisse Grundfertigkeiten notwendig. Auf diese grundsätzlichen Fertigkeiten und Arbeitstechniken soll hier zunächst eingegangen werden. Sie sind dann später in den entsprechenden Sequenzen einzubauen.

Ich möchte die Grundtechniken unter drei Aspekten zusammenfassen und erörtern:

1 Informationen beschaffen;

2 Informationen weitergeben;

3 Zusammenhänge und ihre Darstellung.

Natürlich wird man bei einigem Nachdenken noch auf weitere Grundtechniken stoßen. Diese können dann bei Bedarf an den entsprechenden Stellen eingebaut bzw. mitgedacht werden.

 

1  Informationen beschaffen und festhalten

 

Es gibt verschiedene Wege, an Informationen heranzukommen. Dabei ist der Weg des direkten Miterlebens nicht ohne weiteres der einfachere Weg, da in diesem Fall das Geschehen erst "aufbereitet" werden muss, d.h., es muss gefiltert, ausgewählt in Zusammenhänge gebracht und versprachlicht werden. Will man aus einem komplexen, vielleicht auch zunächst unstrukturierten, diffusen unüberschaubaren oder nur schwer zu durchschauenden Geschehen die "interessanten" Informationen herausfiltern, so empfiehlt es sich, zunächst einmal einzusetzen mit den "W-Fragen" und deren Beantwortung. Dabei wird man feststellen, dass nicht in jedem Fall alle Fragen in gleicher Art und Weise umfangreich oder im Ansatz beantwortbar sind. Im einen oder anderen Fall ist die Beantwortung der einen oder anderen W-Frage überhaupt nicht von Interesse. So wird es möglich, einzelne Aspekte eines komplexen Geschehens zu isolieren sowie erste Gewichtungen vorzunehmen. Einen zweiten wichtigen Schritt auf dem Weg zur Strukturierung bzw. zum Durchschauen der Struktur eines Geschehens ist in der Beschreibung der zwischen einzelnen Aspekten bestehenden Beziehungen zu sehen. Dabei wird man zunächst vom Grundzusammenhang der zeitlichen Abfolge auszugehen haben, und dann aber auch nach Ursache und Wirkung, nach Folgen, nach Gründen, Absichten, Zwecken usw. zu fragen haben. Es kann in diesem Zusammenhang bereits deutlich gemacht werden, dass eine solche Strukturierung gleichzeitig auch Auswahl bedeutet und damit Akzentsetzung, wobei eben der eine Akzent hervorgehoben, der andere vernachlässigt, das eine ausgewählt, das andere unterdrückt wird. Damit wird die Frage nach dem Gesichtspunkt, unter dem ausgewählt wird, interessant. Es wird deutlich, dass jede Information bereits "ausgewählte Information" ist, d.h., dass in dem Augenblick, in dem aus einem Geschehen bestimmte Aspekte ausgewählt, versprachlicht und als Informationen weitergegeben werden, es sich schon um einen in gewisser Weise von subjektiven Interessen gesteuerten Prozess handelt. Die Subjektivität dieses selektiven Weitergebens kann über zwei Wege gemildert werden:

- Der Standpunkt, von dem aus ausgewählt wird, wird mitgeteilt.

- Es wird versucht, möglichst viele Standpunkte zu berücksichtigen, um eine "umfassende" Information garantieren zu können.

 

2  Eine einfachere Form der Informationsbeschaffung stellt die Auswertung "einschlägiger" Informationsquellen dar. Als solche Quellen sieht man üblicherweise alles an, was schriftlich aufbereitet vorliegt. Das reicht vom Sachbuch über das Lexikon, von Statistiken über Bilder bis zu Grafiken. Wir können unterscheiden zwischen Informationsquellen, die ihre Informationen unmittelbar preisgeben, und solchen Quellen, die erst "erschlossen", "interpretiert" werden müssen, ehe ihre Informationen verfügbar sind. Im Zusammenhang mit den erstgenannten Quellen wird es im Wesentlichen darum gehen, die sinnvolle und sachgerechte Nutzung von Lexika und Sachbüchern im Unterricht einzuüben. Eine gute Vorstufe stellt in diesem Zusammenhang das "Fachreferat" dar, das sehr wohl schon ab dem 5. Schuljahr eingeführt werden kann (allerdings mit einem etwas reduzierten Anspruchsniveau). Es ist schon möglich, in kurzen Vorträgen über wichtige Aspekte interessanter Steckenpferde informieren zu lassen, wobei einschlägige Fachbücher herangezogen werden sollten. Für den Fünftklässler bereits begreifbare und zugängliche Fachbücher sind etwa zu sehen in der Reihe "Wie funktioniert das?" oder auch in der "Kosmos-Reihe". Die hier  angesprochene Form des Referats stellt eine Möglichkeit dar, auch im Zusammenhang mit Lesebuch-Texten und Kinder- und Jugendbüchern wichtige Sachinformationen durch Schüler in den Unterricht einbringen zu lassen.

Gerade Bei der Behandlung von Lexika und Fachbüchern können wichtige Erkenntnisse gewonnen werden über die Versprachlichung von Fachinformationen, wenn man etwa die Darstellung eines Fachproblems in einem allgemein gültigen Lexikon mit der in einem Fachlexikon oder gar in einem Fachbuch vergleicht.

Die zweite Gruppe von Informationsquellen ist etwas schwerer zugänglich, wobei der Zugang eigentlich noch recht einfach ist. Schwierig wird es erst, wenn die Informationen gewonnen und sprachlich formuliert werden müssen. Es ist im fünften Schuljahr wohl schon möglich, Fotografien etwa aus dem Erdkundebuch auszuwerten. In Zusammenarbeit mit dem Erdkundelehrer wird man auch einmal eine thematische Karte auswerten können. (Dabei ist es Aufgabe des Deutschlehrers, Versprachlichungstechniken mitzuteilen bzw. zu erarbeiten, die es erlauben, das jeweils Spezifische hervorzuheben und auszuformulieren.) Im Verlauf der Sekundarstufe I wird man sich mehr und mehr auch der Auswertung von Schaubildern und Statistiken zuzuwenden haben. Dabei muss einerseits darauf geachtet werden, dass die in den Schaubildern/Statistiken verwendeten sachlichen Verfahren auch von den Schülern bereits beherrscht werden. (Es wäre z.B. unsinnig, eine Statistik, die mit Prozentangaben arbeitet, zu behandeln, ehe die Schüler die Prozentrechnung behandelt

 

Auf eine dritte Form der Informationsbeschaffung muss noch eingegangen werden: die Befragung von Fachleuten bzw. von Leuten, von denen man glaubt, dass sie bestimmte Informationen haben.

 

So etwa könnte eine kleine Sequenz aussehen, in der man in Probleme einführt, die man beim Entwurf eines Fragebogens hat:

1  Phase: Probieren

Vorüberlegungen: Wir wählen einen konkreten Fall (Es könnte sich um ein Problem aus  der Biologie oder Physik handeln) und bitten einen entsprechenden Fachkollegen, er möge sich für eine Befragung bereithalten.

Vorüberlegungen in der Klasse:

-Was muss man alles  tun und beachten, wenn man einen Fachmann befragen will? (Ergebnisse werden in Stichpunkten festgehalten.)

-Einzelarbeit (Die Schüler erhalten Teilaufgaben, die sie zwar vor Probleme stellen, die sie aber auch lösen können. Beispiel: Stell dir vor, du willst wissen, was ein Cordon bleu ist. Wie kriegst du das heraus? Befrage deine Eltern. Nimm das Gespräch auf Kassette auf.)

-Einzelne Gespräche werden ausgewertet. Dabei wird vor allem beobachtet:

Welche Fragen werden während des Gesprächs gestellt?

Welche Aufgaben haben diese Fragen?

Wo wird nachgefragt? Wo wird um Wiederholung gebeten?

Wie werden Klärungen herbeigeführt? Wie wird erklärt?

- Die Ergebnisse der Befragungen sollen in einen Text umgesetzt werden (in ein Kochrezept z.B.).

2.Phase: erproben

Wir haben bisher erkannt: Wenn man Informationen erfragen will, muss man

-genau fragen,

-genau zuhören,

-Zusatzfragen stellen.

In einem ersten Teilschritt wird in dieser Phase die Einsicht vorbereitet in die Notwendigkeit, Fragen zu  gliedern, sie nach bestimmten Gesichtspunkten zusammenzufassen und zu ordnen.

Neue Aufgabenstellung: Stell dir vor, du sollst für die Schülerzeitung unter dem Titel "Fünftklässler stellen sich gegenseitig vor" deinen Freund oder Banknachbarn vorstellen. Dazu musst du ihn befragen. Entwirf einen solchen Fragenkatalog und führe das Interview durch. Mache dir auch Notizen.

Erste Erkenntnis: Ein solches Interview führt sehr schnell ins Chaos. Ausweg: Wir ordnen die Fragen nach bestimmten Bereichen.

Solche Bereiche könnten sein:

-Aussehen

-bisheriger Werdegang

-Hobbies

-...

Zweiter Teilschritt: Wir entwerfen einen Fragenkatalog, der dazu dient, den Klassenlehrer oder auch den Deutschlehrer zu befragen, um am Ende ein Porträt für die Schülerzeitung zu schreiben.

3.Phase: Antworten auswerten

Wir können nun gezielt und gegliedert Informationen beschaffen. Wir müssen nur noch lernen, diese Informationen aufzubereiten bzw. sie in einen fortlaufenden Text umzusetzen, um so bestimmte Zusammenhänge zwischen einzelnen Teilinformationen deutlich zu machen.

Aufgabenstellung: Stell dir vor, du sollst über jugendliche Spitzensportler im Bereich Leichtathletik einen Artikel schreiben. Du brauchst Informationen, die du dir mit Hilfe eines Fragebogens verschaffen sollst. Entwirf einen solchen Fragebogen.

Zusatzüberlegungen könnten dann sein:

- Welche Fragen sind besonders wichtig?

- Nach welchen Gesichtspunkten könnte man diese Fragen ordnen?

-In welcher Reihenfolge sollten sie auf dem Fragebogen erscheinen?

 

Wir können nun einen fertigen Fragebogen vorgeben. (Siehe Text A1) Der Text wird mit den eigenen Entwürfen verglichen und erprobt. (Man könnte wohl Sportler der Schule oder der Stadt auswählen, die den Schülern vielleicht bekannt sind).

 

Nach der Befragung: Problematisierung: Wie sollen die Informationen nun in die Zeitung selbst kommen?

Man könnte einfach den Fragebogen und die Antworten abdrucken. Was wäre dabei positiv? (es geht keine Antwort verloren)

Was wäre negativ? (Manches Belangslose erscheint, keine Auswahl...)

Dritter Teilschritt: Vorgabe Text A2; Aufgaben:

- Gliederung des Textes

-Vergleich des Artikels mit dem Aufbau des Fragebogens

-Erklärung edr Unterschiede im Aufbau.

- Welche Fragen (und Antworten) wurden nicht berücksichtigt? Woran kann das gelegen haben?

 

Man könnte nun noch einen Schritt weiter gehen und einen  fertigen Text vorgeben, aus dem der Fragebogen rückerschlossen werden sollte.

 

3  Eine letzte Technik, die nicht nur im Bereich Informationsbeschaffung wichtig ist, sondern überhaupt eine Rolle spielt, der aber hier eine besondere Bedeutung zukommt, bleibt noch zu behandeln: das Notieren von Stichwörtern, das Anlegen eines Stichwortzettels.

Spätestens beim Versuch, Interviewergebnisse oder Gesprächsteile festzuhalten (auch wenn sie auf dem Tonband mitgeschnitten sind), wird deutlich, wie problematisch es sein kann, Stichwörter festzuhalten. Grundsätzlich bieten sich zwei Möglichkeiten:

-Entweder wir geben ein Geschehen vor und lassen aus der Erinnerung Notizen anfertigen,

-oder wir geben das Geschehene vor und führen eine Zeugenvernehmung durch.

Beispiel: Karl Valentin: Im Schallplattenladen.

Aufgabe: Die Nachbarn befragen sich gegenseitig und halten Ergebnisse fest.

Bei der Besprechung werden wichtige Merkmale des Stichwortzettels erkennbar:

a) Ein Stichwortzettel ist eine "individuelle" Angelegenheit. Er dient der individuellen Erinnerung dessen, der ihn anfertigt, an etwas, das im Original umfangreicher war.

b) Der Stichwortzettel ist in seinem Umfang und auch in der Art seiner Anlage von den individuellen "Erinnerungstechniken" abhängig. Wir können allerdings einige allgemeingültige Gesichtspunkte zusammenstellen, die immer anwendbar sind, so etwa:

- Ist der Stichwortzettel vollständig? Was muss man wissen, um den gesamten Ablauf, Vorgang usw. lückenlos überschauen zu können? Was also muss im Stichwortzettel noch ergänzt werden?

- Was kann weggelassen werden, ohne da× wesentliche Zusammenhänge verloren gehen? Was ist überflüssig? Wo werden ganze Sätze benutzt? Würden da auch Stichwörter genügen?

- Ist der Zettel genau genug? Ist alles, was zum Verständnis des Gesamtvorgangs notwendig ist, erfasst (Größe, Farbe, Dauer...)? Sind die einzelnen Teilvorgänge erfasst? Sind die Zusammenhänge zwischen den Teilvorgängen erkennbar?

Es ist hier eine Fülle verschiedener Übungsformen denkbar. Wir werden immer wieder auf den Stichwortzettel zurückgreifen. Gelegentlich müssen in Teilübungen längere Sätze auf Stichwörter reduziert bzw. Stichwortreihen auf hinreichende Genauigkeit hin überprüft werden. (So könnte man ruhig einmal einen zu knappen Stichwortzettel vorgeben und den Basisvorgang rekonstruieren lassen.)

Natürlich wird auch der Stichwortzettel in seinem Inhalt wie in seinem Aussehen abhängig sein vom Gegenstand wie von der Absicht, die wir verfolgen. Wenn wir z.B. eine Nachricht über ein Geschehen verfassen wollen, werden wir uns auf andere Dinge konzentrieren, als wenn wir den Ablauf eines Vorgangs in Stichworten festhalten wollen. Verdeutlichen können wir das, indem wir z.B. eine Bildfolge, einen Film oder einen Vorgang selbst vorführen, dann das Geschehen festhalten lassen und dann entweder eine kurze Nachricht formulieren oder einen ausführlichen Bericht oder schließlich weine Beschreibung des Vorgangs fordern. Eine besondere Verwendungssituation stellt der Fall dar, dass jemand eine Anleitung verfassen möchte über etwas, das er zwar kann, über das er aber (noch) nicht schreiben kann. In einem solchen Fall sollte zunächst der Vorgang selbst "vorgemacht" werden. Dabei werden Stichpunkte festgehalten. Erst am Ende wird man aus den Stichpunkten eine Anleitung formulieren. Ein letzter Verwendungszusammenhang sei noch genannt: die Gedächtnisstütze beim Halten eines freien Vortrags.

 

Zweiter Gesichtspunkt: Informationen weitergeben

 

Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten, Informationen, die man hat, an andere weiterzugeben. Immer aber sollten bestimmte Bedingungen erfüllt sein, wenn man von "sachgerechtem, sachlichem und adressatenbezogenem" Informieren sprechen möchte. Im folgenden Teil sollen diese Grundbedingungen kurz erörtert werden. Es wird also zu sprechen sein über die Frage: Was heißt "sachlich informieren?" sowie über die Frage: "Wie erreicht man es, dass eine Information angemessen und hinreichend genau ist?".

Es ist offenkundig, dass hier das Fach Deutsch in besonderer Weise und in engerem Sinn  die Sprachreflexion gefordert ist.

1  Erster Teilaspekt: sachlich informieren

Wir wissen, dass bereits die Auswahl von Informationen aus einem Gesamtkomplex des Wirklichkeitskontinuums eine subjektive Entscheidung darstellt, dass diese Subjektivität aber auch andererseits nicht zu vermeiden ist. Das ist hier nicht gemeint mit dem angesprochenen Problem. Es geht vielmehr darum, Bewertungen, wie sie sich in der Wortwahl niederschlagen, weitgehend zu vermeiden.

Besonders wichtig wird die Unterscheidung von bewertenden Attributen und kennzeichnenden Attributen (das gilt für den Bereich der Eigenschaften), aber auch Tätigkeiten, wie sie in Verben dargestellt werden, können durch die Wahl eines entsprechenden Verbs bereits vorab bewertet/beurteilt werden. Auch adverbiale Bestimmungen können eine (Sach-)Information dadurch entwerten, dass sie unzulässige Urteile ins Spiel bringen.

Hinweis: Es wird zwar nicht möglich sein, solche Bewertungen völlig aus einem Informationstext herauszuhalten, doch sollte man sich des Problems immer bewusst sein und besonders sorgfältig die Wortwahl überprüfen.

Den Bereich "genau bezeichnen" können wir in drei Teilaspekten erfassen:

a) genaue Bezeichnung der Vorgänge, Handgriffe, Tätigkeiten: Wahl der Verben

b) Bereich der Merkmale und Eigenschaften: Attribute und Relativsätze

c) Genaue Bezeichnung der Dinge selbst: Fachbegriffe.